Onkel Otto – Moselanisch, gemütlich und lecker

Die Stimmung am Samstagabend beim „Onkel Otto“ war eine ausgelassene und mehrmals musste ich mein Gegenüber bitten, doch etwas lauter zu sprechen, weil das Stimmengewirr um uns herum ein sehr lebhaftes war. Neben Einheimischen hatten auch viele Touristen – neben uns saß eine holländische Familie – den Weg nach Pommern an der Mosel gefunden.

Die übersichtliche Weinkarte bietet ausschließlich regionale Gewächse, die von der längsten Südlage der Mosel stammen. Der Fluss, der sich normalerweise in Schleifen, ja sogar in Mäandern durch das enge Tal windet, fließt von Klotten bis kurz vor Karden über eine Strecke von 7 Kilometern kerzengerade von West nach Ost. An diesen sonnenbeschienen Steilhängen gedeihen beachtliche Weine, wobei natürlich der Riesling die zentrale Rolle spielt. Karl-Josef Birkenbeil, genannt Jupp, der Hausherr und Servicechef, kennt auch die kleineren Winzer aus der Region und holt gerne mal den ein oder anderen leckeren Tropfen aus dem Keller, der nur für die Einheimischen oder die absoluten Kenner ein Begriff ist. Zu den bekanntesten und besten Winzern der Region zählt Leo Fuchs. Wie es der Zufall so wollte, trat eben jener wenig später gemeinsam mit seiner Frau über die Schwelle des  „Onkel Otto“. Nach ausgiebiger Begrüßung verkosteten wir dann auf Empfehlung des Winzers dessen jungen, feinherben, kraftvollen Riesling „vom Grauen Schiefer“, ein ausgezeichneter Tropfen, der großes Entwicklungspotential in sich birgt.

Wer zum ersten Mal das Restaurant „Onkel Otto“  besucht und dort ein leckeres Essen zu sich nehmen will, muss sich darauf einstellen, dass die Speisekarte in erster Linie gut bürgerliche Küche bietet. Darüber hinaus ist es zu empfehlen, bei Birkenbeil Senior nachzufragen, was die Küche sonst noch zu bieten hat, weil eben nicht alles auf der Karte steht. Für das leibliche Wohl der Gäste sorgt der Rest der Inhaberfamilie, die aus Ehefrau Regina und dem Sprössling Sascha besteht. Der junge Küchenchef, dem seine Mutter zuarbeitet, bietet zudem drei Gerichte als besondere Empfehlung an, wobei die Wahl zwischen Zander mit frischen Kartöffelchen auf Wurzelgemüse, Lamm-Carree mit Gemüse-Ratatouille und als dritte Alternative Schnitzel mit Pfifferlingen getroffen werden konnte. Während sich mein Gegenüber für den leckeren Zander entschieden hatte, genoss ich den gutbürgerlichen Klassiker Schnitzel mit Pommes und Salat. Der besondere Clou waren die feinen, extra kleinen Pfifferlinge, die sehr lecker mit Speck und Zwiebelchen angebraten waren.  Vorneweg gab’s übrigens eine würzige Spargelcremesuppe mit Croutons.

Ja, das Essen im „Onkel Otto“ ist sehr lecker, allerdings handelt es sich um kein Feinschmecker-Restaurant, obwohl Sascha Birkenbeil durchaus das Zeug dazu hat, auf hohem Niveau zu kochen. Nach seiner Lehre im Treis-Kardener Schlosshotel Petry arbeitete er im Kurfürstlichen Amtshaus in Daun und brachte es dort zum Chef Entremetier. Im Jahr 2006 nahm er dann die verantwortungsvolle Stelle als Souschef im Mecklenburger „Relais Chateau Schlitz“ an. Zwei Jahre später kehrte er als Küchenchef in den elterlichen Betrieb zurück. Hier in Pommern, so konstatiert der junge Koch, erwarten sowohl die Einheimischen als auch die Moseltouristen zünftig-rustikale Atmosphäre und ebensolche Gerichte. Genau das wird geboten.

Zu Beginn des Jahres renovierte Familie Birkenbeil das Restaurant von Grund auf und bietet nun seinen Gästen einen hellen, modernen und gemütlichen Gastraum. Im Jahr zuvor waren schon die sanitären Anlagen sehr aufwendig modernisiert worden.

Der schöne und gemütliche Weingarten ist – sobald es die Witterung erlaubt – von morgens bis abends geöffnet. Praktisch ist zudem, dass das „Onkel Otto“ seine Gäste im eigenen, 30 Betten umfassenden Hotel beherbergen kann.


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